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Nicht verzagen sondern wagen - 19. - 20.

  

19. Blumen pflegen
  

Wie Sie auch nach Ihrer Erblindung noch Blumen und Zimmerpflanzen pflegen, lernen Sie am besten in einem einwöchigen Kursus bei der selbst blinden Pastorin Zacharias, die in Radeberg bei Dresden eine Einrichtung einem gut angelegten "Blindengarten" leitet (Tel.: 03528 / 4397-0, E-Mail: info@taubblindendienst.de, Internet: www.taubblindendienst.de ).

Ich gebe Ihnen darum nur wenige Tips für den Anfang:

Topfblumen bringen Sie zur gründlichen Pflege am besten in die Küchenspüle. Fühlen Sie, dass die Erde durchwurzelt ist, so topfen Sie dort auch um. Vielleicht setzen Sie selbst Blumenzwiebeln und Stecklinge, um sich später an deren Wachsen zu erfreuen. Stecklinge setzen Sie gleichfalls sofort in die Erde. Das ist einfacher für Sie, als sie zunächst im Wasser Wurzeln treiben zu lassen. Achten Sie darauf, dass die Erde im Blumentopf mindestens einen Zentimeter unter dem Topfrand endet, damit Sie nicht gleich Erde hinausspülen, wenn Sie einmal etwas zuviel gießen sollten. Die Untersetzer unter Ihren Töpfen sollten so groß sein, dass Sie zwischen Topf und Rand noch mit dem Finger kontrollieren können, ob und gegebenenfalls wie viel Wasser in ihnen steht.

Es gibt Zimmerpflanzen, die duften, wenn man sie berührt. Frau Zacharias hat ein Buch "Duftpflanzen im Blindengarten Storchennest" geschrieben, das demnächst in neuer Auflage erscheinen wird. Bitte, erkundigen Sie sich bei ihr, ob es schon erschienen ist, wenn sie diesen Hinweis lesen und fragen auch, wo Sie es auf Daisy-CD kaufen können.

Für Schnittblumen verwenden Sie nur besonders standfeste Vasen und stellen sie so auf, dass Sie nie versehentlich daran stoßen. Einigen Sie sich mit Ihren Hausgenossen darüber, dass Blumen nur an ganz bestimmten Stellen stehen dürfen.

Werden Sie gefragt, welches Ihre Lieblingsblumen seien, so wird jetzt in erster Linie der Duft entscheiden. Aber wenn Sie vorsichtig fühlen, können Sie auch noch die Form einer Blume erkennen und sich an ihr auf Grund ihrer Seherinnerung gleichfalls erfreuen.

Düfte lassen sich auch künstlich erzeugen. So können Sie jedem Raum Ihrer Wohnung eine eigene Note geben, wenn Ihnen das Freude macht.

  

20. Schönes und Interessantes genießen
  

Ihre Möglichkeit, Konzerte zu besuchen und zu Hause Musik zu hören, ist Ihnen glücklicherweise voll erhalten geblieben. Für den Konzertbesuch brauchen Sie zwar Begleitung, auf Grund Ihres Schwerbehindertenausweises genießt sie aber im Allgemeinen freien Eintritt.

Sie können auch noch in Ihrem Chor mitsingen. Dazu brauchten Sie sich nur vorher Ihre Stimme und den Text auf Kassette spielen und lesen zu lassen.

Auf Ihrem Musikinstrument können Sie weiterhin spielen, wenn auch nicht mehr vom Blatt, so doch noch aus dem Gedächtnis oder nach Gehör.

Theaterstücke, Kino- und Fernsehfilme bereiten uns dagegen Schwierigkeiten. Im öffentlichen Fernsehen und in Kinos gibt es aber gelegentlich Filme mit Audiodeskription: Diese macht aus Filmen blindengerechte Hörfilme. Akustischen Untertiteln vergleichbar, beschreibt eine Audiodeskription in knappen Worten zentrale Elemente der Handlung sowie Gestik, Mimik und Dekors. Die Ansagen werden in den Dialogpausen gemacht und sind vom zweiten Tonkanal, im Kino mit einem Kopfhörer, zu hören, können allerdings im Fernsehen mit einem Monogerät nicht empfangen werden.

Sendetermine und Hinweise zum Empfang von Hörfilmen finden Sie auf der Seite der Deutschen Hörfilm GmbH. Im Theater erfolgt Audiodescription - über Kopfhörer - bisher nur äußerst selten.

Doch Fußballspiele verfolgen Sie künftig im Hörfunk. Sie können sich dann gleichfalls gut vorstellen, was geschieht, wenn auch immer erst etwas zeitverzögert und nur mit den Augen des Kommentators.

Blumen sehen Sie zwar nicht mehr. Genießen Sie umso mehr ihren Duft, wenn Ihre Freunde beim Kauf darauf geachtet haben.

Bilder, die in Ihrer Wohnung hängen, können Sie zwar nicht mehr sehen. Aber die Erinnerung daran ist Ihnen geblieben. Stehen Sie vor einem solchen Bilde und berühren seinen Rahmen, so mag diese Erinnerung besonders lebhaft, am Anfang vielleicht besonders schmerzlich sein, aber nachher hoffentlich immer leuchtender werden. Geben Sie sich jetzt erst einmal dieser Hoffnung hin. Schon das kann Ihnen im Augenblick ein bisschen helfen. Das gilt ebenso für alle anderen bildlichen Darstellungen und Muster in Ihrer Wohnung, wie etwa auf Vasen, Geschirr oder Wandtellern. Schenkt man Ihnen einen neuen derartigen Gegenstand, so lassen Sie ihn sich genau erklären und machen sich dann gleichfalls eine Vorstellung davon.

Lassen Sie sich jetzt aber, wenn Sie Einfluss darauf haben, besser Vasen und dergleichen aus Kristall schenken und erfreuen sich an Ihrem Schliff. Es sollten möglichst Dinge sein, mit denen Sie automatisch in Berührung kommen, um sich immer wieder einmal daran erfreuen zu können. Zur Anregung: Meine Briefklammern im Schreibtisch liegen in einem kleinen, schweren Aschenbecher in Flächenschliff, die von mir bevorzugten Mandeln und Bonbons in reich geschliffenen Unter- und Oberteil einer Bonbonnière, die von mir geschätzten Vollkornplätzchen in einer großen Schale, wiederum mit Flächenschliff. Hinter mir hängt eine Plastik des blinden Künstlers Dario Malkowski, die ich jedes Mal berühre, wenn ich etwas an einer bestimmten Stelle in mein Bücherregal lege. Auf meiner Rotweinflasche steckt ein mit einem schön bearbeiteten Halbedelstein geschmückter Korken, ein "Handschmeichler". An der Klinke zu meiner Küchentür hängt ein kleines Kreuz, das mich an einen Urlaub in Kenia erinnert.

Vielleicht erfreuen Sie sich aber auch an Schnitzereien aus Holz, Elfenbein oder Speckstein, an Bronzeplastiken, Figuren aus Glas oder Porzellan oder an dem Klang kleiner Glocken. Versuchen Sie, alle diese schönen Dinge, die Sie nicht mehr sehen können, aber noch in guter Erinnerung haben, jetzt mit der Hand zu erkennen und dadurch Ihre Erinnerung wach zu halten.

Haben Sie früher selbst geschnitzt oder gemalt, so könnten Sie jetzt versuchen, in Ton zu modellieren oder Teppiche zu knüpfen und dabei neue Muster zu entwickeln.

Bei der Führung durch Kirchen und Museen reicht oft nicht die Zeit, etwas zu betasten, oder ist das sogar verboten. Deshalb bieten Blinden- und Sehbehindertenorganisationen sowie einzelne Reiseunternehmen immer häufiger spezielle Reisen an, bei denen man auf unsere Bedürfnisse einzugehen versucht. Reisen wir privat und sind zeitlich nicht beschränkt, so wird man uns auf unsere Bitte das Berühren vielfach auch dort gestatten, wo es an sich verboten ist, zumal wenn wir Latexhandschuhe aus Drogerie oder Apotheke mit uns führen. Schrecken Sie andererseits nicht davor zurück, sich beim Betasten die Hände schmutzig zu machen. Sie leben jetzt schließlich vor allem von den Eindrücken, die Ihnen - außer durch Ihr Gehör - durch Ihre Hände vermittelt werden. Haben Sie dafür aber auch immer genügend Papiertaschentücher oder Feuchttüchlein bei sich.

  
   
     

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